Mitmachen
Artikel

Brief aus Luzern: Für Mundart im Kindergarten

An der letzten März-Session war unter anderem die zweite Lesung über die Volksinitiative “Für Mundart im Kindergarten” auf der Traktandenliste. Die Initiative verlangt grundsätzlich Mundart im Kindergarten. Da das Anliegen kindergerechter und somit in der Bevölkerung auf grosse Zustimmung stösst, ist die Initiative für die SVP von zentraler Bedeutung. Leider hatten wir von den anderen Parteien keine Unterstützung. Darum wurde die Volksinitiative “Mundart im Kindergarten” im Kantonsrat klar abgelehnt und der Gegenvorschlag der Regierung angenommen.

Eingereicht wurde die Initiative “Mundart im Kindergarten” von der Jungen SVP im Herbst 2011 mit über 4000 Unterschriften. Erlauben Sie mir bitte ein paar Worte zur Vorgeschichte. Im Jahr 2000, also vor rund 12 Jahren, sind die ersten Pisa-Studien gemacht worden. Wegen ungenügenden und mangelnden Resultaten der Schweizer Schüler hat die Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK)  im Jahre 2003 den Aktionsplan PISA 2000  ins Leben gerufen. Unter anderem mit dem Ziel Sprachförderung für alle Schüler. Zitat aus dem Aktionsplan: Vermehrter, früherer und anspruchsvoller Gebrauch der Standartsprache. Aufgrund dem Pisa-Schreck und dem folgenden Aktionsplan (der EDK)  hat auch der Kanton Luzern im Jahre 2006 für den Kindergarten die Weisung herausgegeben: Die Kinder werden zum Gebrauch der Standartsprache angeregt und darin gefördert.

Unterdessen ist landauf, landab die Erkenntnis und Ernüchterung in Studien und Evaluationen angekommen. Denn es ist klar erwiesen, dass Hochdeutsch im Kindergarten keine nachhaltige und bessere Sprachkompetenz bringt. Ebenso ist bekannt, dass das Vermischen von Mundart und Hochdeutsch die Kinder oft verwirrt und überfordert. Ähnliche Resultate sind auch in der Frühförderung der Fremdsprachen festzustellen. Spezialisten betonen vermehrt: Je besser Mundart beherrscht wird, desto besser werden Fremdsprachen erlernt. Und da Mundart unsere Muttersprache ist und Hochdeutsch unsere erste Fremdsprache, ist diese Aussage sogar nachvollziehbar. Kommt dazu, Mundart fördert die wahre und bessere Integration. Dabei spielt es keine Rolle, ob das fremdsprachige Kind aus Afrika, dem fernen Osten oder aus Deutschland stammt. Im Weiteren fördert Mundart Schweizer Kultur (z.B. mit Versli, Lieder, Märchen etc.). Mundart ist auch Identität und hat auch eine emotionale Bedeutung. Hat doch erst kürzlich ein grosses Schweizer Unternehmen seinen Geschäftsbericht in Mundart verfasst. Aus diesen Gründen ist nicht einzusehen, wieso wir einen weiteren Verlust an Heimat hinnehmen sollen.

Die SVP lehnt den Gegenentwurf ab, weil der Gegenentwurf nicht überzeugt, verwässert ist und dem Anliegen der Initiative in keiner Art und Weise gerecht wird. Der Regierungsrat sagt; er wolle Mundart und Hochdeutsch zu gleichen Teilen fördern und nicht gegeneinander ausspielen. Diese Aussage ist schlicht nicht glaubwürdig. Ist doch in der heutigen Praxis die Regel: Unterrichtssprache 2/3 Hochdeutsch und 1/3 Mundart. Also eine klare Unterdrückung und Vernachlässigung der Mundart. Wir sind für das Original und unterstützen deshalb die Initiative. Das Original ist auch weniger starr und einfacher in der Umsetzung. Denn, was bedeutet zu gleichen Teilen? Und, wie will man dies gerecht umsetzten?

Auch betonen wir klar, dass wir nicht gegen Hochdeutsch im Kindergarten sind. Wir wünschen uns aber ein stufengerechtes Hochdeutsch. Mit der Forderung: “Unterrichtssprache ist grundsätzlich Mundart”, sind auch wir der Meinung , wie die Initianten , dass einzelne und gezielte Blöcke in Hochdeutsch möglich sind, ja sogar wünschbar. Dies hat der Kanton Zürich bereits bewiesen. Denn das Zürcher Stimmvolk hat der gleichen Vorlage , wie der Luzerner Kantonsrat im März beraten hat , im Mai 2011 an der Urne mit deutlichen Mehr zugestimmt. Die Annahme “Mundart im Kindergarten” hat im Kanton Zürich bereits einiges bewirkt und einen Richtungswechsel in der Bildungspolitik herbeigeführt. Der Kanton Zürich, bis anhin schlicht der Massstab aller Dinge in der Bildungspolitik, ist zur Erkenntnis gekommen, dass die vielen Reformen in den letzten 15 Jahren oft der falsche Weg waren. Die Schreibtischtäter, die über den Köpfen der Schüler und Lehrer (Praktiker) zu viele und oft die falschen Änderungen herbeigeführt haben, müssen nun über die Bücher. Viele Projekte und Reformen werden nun stark hinterfragt und werden neu aufgegleist.

Vermutlich im nächsten Herbst wird der Luzerner Bürger die Gelegenheit erhalten, seine Meinung an der Urne zu äussern. Ich empfehle Ihnen jetzt schon, der Volksinitiative “Für Mundart im Kindergarten” zuzustimmen. Denn unter dem Strich wird Mundart den Kindern gerechter. Ganz nach dem Motto: Weniger ist mehr oder lasst Kinder wieder Kinder sein!

Im Weiteren hat sich der Kantonsrat gegen den Willen der SVP für eine Schaffung einer 180’000 Franken teuren Lobbyisten-Stelle entschieden. Der Lobbyist soll künftig, mangels eigener Strategie (Aussage Regierungsrat), die Interessen des Kantons Luzern in Bern vertreten und wahren. Wir von der SVP sind klar der Meinung, dass unsere vom Volk gewählten Standesvertreter (Ständeräte) die Interessen des Kantons Luzern in Bern vertreten sollen und auch können. Für diesen Zweck werden die beiden Ständeräte schliesslich auch gewählt und gehören zu unserem erfolgreichen System. Oder irre ich mich? Ehrlicherweise muss man dem Regierungsrat zugestehen, dass er klar zum Ausdruck gebracht hat, dass der Lobbyist hauptsächlich die Interessen eines Bypass Luzern oder eines Tiefbahnhofs Luzern zu vertreten hat. Nur frage ich mich, wenn man aktuell die Jahresrechnung 2012 anschaut mit einem Aufwandüberschuss von über 57 Millionen Franken, können wir uns überhaupt solche Träumereien leisten? Eins ist jedoch jetzt schon sicher wie das “Amen in der Kirche”; das Budget 2014 wird eine Knacknuss. Umso mehr, weil der Kanton ein Ausgabenproblem hat und nicht ein Einnahmenproblem!

Willi Knecht, Kantonsrat SVP, Geiss

Artikel teilen
Kategorien
weiterlesen
Kontakt

SVP Kanton Luzern
Sekretariat
6000 Luzern

Tel. 041 / 250 67 67

E-Mail sekretariat@svplu.ch

Spenden: IBAN:
CH 39 0900 0000 6002 9956 1

Social Media

Besuchen Sie uns bei:

Wir verwenden Cookies, um Inhalte und Anzeigen zu personalisieren, Funktionen für soziale Medien anbieten und Zugriffe auf unsere Webseite analysieren zu können. Ausserdem geben wir Informationen zur Nutzung unserer Webseite an unsere Partner für soziale Medien, Werbung und Analysen weiter. Details ansehen
Ich bin einverstanden