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Leserbriefe

Missbrauch ohne Machtgrundlage wäre unmöglich!

Einmal mehr wird die Öffentlichkeit mit massiven Missbräuchen in der katholischen Kirche konfrontiert. Dass diese durch nichts zu entschuldigenden Verbrechen erst richtig in den letzten Jahren ans Licht kamen, hat meines Erachtens hauptsächlich folgende Gründe: In den mehrheitlich katholischen Kantonen regierte meist auf allen Ebenen eine Partei: Früher hiess sie Katholisch-Konservative Partei (KK), dann ab 1971 bis 2021 CVP. Bis vor kurzem verlor sie dauernd an Wählerschaft, weil die «Schäfchen» durch Wegfall der religiösen Bindung immer weniger wurden.

Trotzdem spielte diese Partei mit ihrer Machterhaltungspolitik eine wichtige Rolle bei den jahrzehntelangen sexuellen Übergriffen durch Kirchenleute (vor allem Priester und Nonnen) an wehrlosen Personen (meist Kinder und Jugendliche). Die enge Bande zwischen weltlicher und kirchlicher Macht verunmöglichte weitgehend eine juristische Verfolgung dieser schweren Missbräuche, denn die Opfer wurden von den KK-/CVP-beherrschten Behörden nicht ernst genommen und/oder sie wurden gar massiv eingeschüchtert, Beweise wurden vertuscht, Akten teilweise vernichtet. Staat und Kirche waren dank Personalverflechtung praktisch identisch. Gegen aussen präsentierte man eine schöne Fassade. Im Inneren dieser Machtzirkel herrschte oft eine verlogene Heuchelei, die keine Rücksicht nahm auf die Opfer. Wirkliche Christen hätten Macht ohne Missbrauch ausüben können oder gar müssen! Erst vor rund zehn Jahren wurden Institutionen (Beispiel Rathausen) «entzaubert» und die Spitze des Eisbergs wird nun langsam sichtbar!

Fazit: Zwar ist die heutige Mitte-Partei als Nachfolgerin der CVP nicht verantwortlich für diese Verbrechen und deren Nichtahndung, aber eines hat sie beibehalten: Der fast gierige Machtanspruch weit über den prozentualen Wähleranteil hinaus, sowohl auf kantonaler, als auch kommunaler Ebene, ja im Bund möchte man mit rund 14% der Stimmen sogar noch einen zweiten Sitz in der obersten Exekutivbehörde!

Robert Furrer,

Oberkirch

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